Donnerstag, 17. Mai 2012

Mein Schmerz malte Bilder

---- HINWEIS: Früher war das hier ein Modeblog. Ist es auch immernoch, zum Teil. Hauptsächlich ist es MEIN Blog, mit dem ich mache, was ich will. In diesem Falle arbeite  ich hier meine Vergangenheit auf, wen das hier nicht interessiert, muss es nicht lesen. Vielen Dank an die, die's trotzdem tun. ----

Ich war krank:
Ich war 11, oder 12. Noch keine 13. Entdeckte das Internet und wurde dabei schrecklich neugierig. Ich war fasziniert von all diesen Menschen, diesen Möglichkeiten. Dieser riesigen Illusion. Ich liebte sie. Die Gruppen auf "schülerprofile.de" bieteten mir eine Zufluchtsmöglichkeit, die ich im Leben nicht fand. Klar, ich sah die Menschen nie, brauchte mir keine Sorgen machen, was ich sagte, hatte keine Angst vor der Reaktion der anderen, weil auch sie alle es als geschützten Ort empfanden. Ich war auf der Suche nach mir selbst, Jahre lang und dort fand ich mich wieder. Aber es ist das Internet. Es ist nicht das echte Leben. Es zeigte mir Dinge auf, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Borderline. Der Mensch in mir, der nach Aufmerksamkeit schrie, wurde geweckt. Magersucht, Bulimie, SVV, als das ... gefiel mir auf eine grausame Weise. Ich wollte krank sein. Ich wollte. Ich aß nicht, aber ich war zu "schwach", wahrscheinlich war ich einfach zu gesund. Ich konnte nicht, habe es nicht ausgehalten. Konnte dem Druck nicht standhalten. Immer wieder kam ich von dem Gedanken los, wollte einfach leben. Und doch, die Faszination blieb. So wurde der Versuch zur Sucht und ich war begeistert. Ich hüpfte umher, zwischen Essstörung, Schnitten und völliger Isolation. Aber es weilte auch ein gesunder Teil in mir, der mich anfangs noch zurückhielt, doch konnte dieser nicht ewig standhalten. 3 oder 4 Jahre ging das so. Ich habe es nicht bemerkt, und andere auch nicht. Ich wollte mich selbst leiden sehen, doch als ich litt, konnte ich nicht mehr. Es steigerte sich und vor einem Jahr, mit 15, wurde ich eingewiesen. Es waren drei Monate, die ich gezweifelt habe. Ich fühlte mich nicht krank. Ich wollte, dass es mir so ging. Ich wollte krank sein. Aber ist das nicht auch irgendwo ungesund? Nein, ich bin nicht krank. Ich bin in dieser Klinik, weil ich es sein will und weil ich mich krank gestellt habe, aber ich bin nicht krank. Ich hatte Angst davor, gesund zu werden. Was bin ich schon, wenn nicht das, was mich die letzten Jahre so sehr geprägt hat? Wer bin ich? Ich wurde entlassen, ich fühlte mich besser. Mir geht es nun gut, aber gesund bin ich trotzdem nicht. Jeden Tag begleitet mich die Angst, all meine Familienmitglieder belogen zu haben. Ihnen diese Bürde auferlegt zu haben. "Ihre Tochter ist in der Psychiatrie, weil sie Suizid gefährdet ist." und das obwohl doch alles in meinen Händen liegt.

Ich bin gesund:
All diese Worte waren von einer Unsicherheit geprägt. Ich erlaubte mir nicht krank zu sein, spielte mir selbst was vor. Letztendlich habe ich meiner Krankheit, welche ich meine Kindheit über immerzu verstecken wollte, nur irgendwann die richtige Form gegeben. Ich habe krankhaft danach gesucht, dass, was ich fühle, nach Aussen zu zeigen. Das hab ich getan. Es war eine schlimme Zeit und trotzdem würde ich sie nicht rückgängig machen, wenn ich könnte. Manchmal kriechen mir böse Gedanken in den Kopf, die mich nicht essen lassen wollen oder mir die Verlockung einer Klinge aufzeigen. Aber ich bin nie rückfällig geworden. Ich kämpfe jeden Tag dafür und ich bin stolz auf mich. Stolz auf meine Familie, die ich grenzenlos liebe. Die schlimmste Zeit meines Lebens lehrte mich die besten Dinge. Sie zeigte mir auf, wie wichtig meine Familie ist, wie sehr ich mein Leben liebe, dass es immer jemanden gibt, der für mich da ist und das alles, mein Leben, in meinen Händen liegt.

Soi.

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